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Ein Krampf mit versöhnlichem Ende - für die Deutschen

06. 02. 2008 - Enrico Barz

Auch Joachim Löw und sein Trainerteam können ihn nicht verhindern - den stetig wiederkehrenden Krampf in der Vorbereitung auf große Turniere. All die großen Namen, die schon Platz nahmen auf der Bank der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, kennen diese unsäglichen Spiele. Ob sie nun Beckenbauer oder Klinsmann hießen, jeder von ihnen musste sich mit Spielern herumärgern, die nicht voll bei der Sache waren.

Exemplarisch vorgeführt wurde dieses Szenario am Abend in Wien. Mit einem Länderspiel gegen Österreich startete die DFB-Elf ins EM-Jahr 2008. Und die Mannschaft des Gastgebers war es, die in Sachen Einstellung und Engagement die Richtung vorgab. Angetrieben vom heimischen Publikum, gingen die Österreicher enthusiastisch zu Werke. Aggressiv in den Zweikämpfen versuchten sie in Ballnähe stets eine personelle Überzahl zu schaffen, was zunächst sehr gut gelang. Das Team von Josef Hickersberger ging also richtig zur Sache. Und die Deutschen waren lange Zeit nicht bereit, entsprechend dagegenzuhalten. Dabei wurde von Trainern wie auch von Seiten des Nationalmannschaftsmanagers Oliver Bierhoff unmissverständlich klargestellt, dass der Kampf um die 23 Plätze des EM-Kaders längst begonnen hat. Und Angesichts der wenigen verbleibenden Spiele bis zur Nominierung gilt es für die Akteure, keinerlei Zeit zu verlieren, aber auch wirklich keine Gelegenheit auszulassen, Werbung in eigener Sache zu betreiben. Nicht nachzuvollziehen ist daher, wie die Spieler zumindest eine Halbzeit lang eine dieser wenigen Chancen nahezu tatenlos verstreichen ließen. Einige müssen sich ihrer Sache ziemlich sicher sein. Für manchen wird es daher noch ein böses Erwachen geben. Wer dann letztlich aussortiert wird, sollte sich die Frage stellen, ob er wirklich immer alles getan hat, um beim Bundestrainer einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Selten hat man Joachim Löw so unzufrieden und schimpfend erlebt. Und hätte nicht ein starker Per Mertesacker, der beste deutsche Spieler auf dem Platz, die gröbsten Dinge bereinigt bzw. wären die Österreicher in Sachen Chancenverwertung nicht an ihrem eigenen Unvermögen gescheitert, das DFB-Team wäre heute als Verlierer vom Platz gegangen. Ein Rückstand zur Pause hätte dem Spielverlauf entsprochen.

"Masel" für die Deutschen

Die Pessimisten unter den Österreichern ahnten da schon, was in Halbzeit zwei folgen sollte. Die Gastgeber mussten ihrem anfänglichen Tempo und der aufwändigen Spielweise Tribut zollen. Zumindest konnte die Konzentration nicht über die komplette Spielzeit aufrechterhalten werden. Das nutzten die Deutschen eiskalt. Eine Flanke von Heiko Westermann konnte Sebastian Prödl nur zu kurz und in die Mitte abwehren, Thomas Hitzlsperger vollendete klug und mit viel Übersicht zur Führung (53.). In der Folge wurde langsam der eigentliche Qualitätsunterschied beider Mannschaften deutlich. Mit der gewonnenen Sicherheit vermochte es die Deutschen, ihr Kombinationsspiel zu forcieren. Plötzlich ging es deutlich zu schnell für die Österreicher. Die logische Folge war das schön heraus gespielte 2:0 von Miroslav Klose (63.). Damit war Österreichs Widerstand gebrochen. Nun durften die Einwechselspieler glänzen. Eine Flanke von Lukas Podolski verwandelte Mario Gomez unter gütiger Mithilfe von Österreichs Keeper Alexander Manninger zum 3:0 (80.).

Kaum einer bringt Normalform

Auf der Gegenseite blieb Jens Lehmann ohne Gegentreffer, lieferte aber sein vielleicht schwächstes Länderspiel überhaupt ab. Zumindest seit er 2006 Nummer eins im deutschen Tor wurde, hat man den 38-Jährigen nicht so schlecht gesehen. Eine Reihe von Fehlern und Unsicherheiten in allen Belangen des Torwartspiels unterliefen dem Arsenal-Keeper. Weder im Herauslaufen noch in der Strafraumbeherrschung bzw. im Spiel mit dem Ball am Fuß konnte Lehmann überzeugen. Offensichtlich gehen auch an einem derart erfahrenen Mann der Verlust des Stammplatzes im Verein und die daraus resultierende öffentliche Diskussion eben nicht spurlos vorbei.

Jens Lehmann war aber beileibe nicht der einzige Schwachpunkt auf Seiten der Deutschen. Gerade die lange verletzten Spieler fanden sich überhaupt nicht zurecht. Bernd Schneider blieb, abgesehen von einem klugen Hackentrick, vollkommen unauffällig. Auch Michael Ballack musste mit einem gebrauchten Tag leben. Einzig mit seiner Torvorlage zum 2:0 setzte er einen Glanzpunkt. Bastian Schweinsteiger agierte unglücklich, zeigte aber immerhin Aktivität. Und wegen der über weite Strecken nicht erfolgten Umsetzung der taktischen Vorgaben hingen die Stürmer total in der Luft. Immerhin wurde die Klasse von Miroslav Klose dann doch noch deutlich. Als es darauf ankam, war er zur Stelle. Sein erster Torschuss fand sogleich den Weg ins Ziel. Heiko Westermann präsentierte sich als Debütant in der Startelf überaus nervös, konnte aber zumindest in Vorbereitung des ersten Tores einen Pluspunkt verbuchen. Abgesehen vom bereits lobend erwähnten Per Mertesacker, entzogen sich alle weiteren Spieler durch mehr oder weniger neutrales Verhalten auf dem Platz einer genaueren Beurteilung.

Hoffnung für Österreich

Auf Seiten der Österreicher verdiente sich Christian Fuchs die besten Noten. Insbesondere in der ersten Hälfte sorgte er für viel Belebung über die linke Seite. Insgesamt zeigten die Österreicher das, was man bei der EM von ihnen erwarten kann. Getragen von einem euphorischen Publikum, legte sich die Mannschaft mit viel Begeisterung ins Zeug. Für die körperbetonte und kraftaufwändige Spielweise ist jedoch absolute Fitness unabdingbar. Diese kann das Team zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht haben. Aber sind erstmal die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen, wird die junge und entwicklungsfähige Mannschaft durchaus für Überraschungen sorgen können. Gegen Deutschland hat man schon sehr gut mitgehalten. Die Cleverness fehlte natürlich noch.

Nun gilt es diese Partie auch nicht über zu bewerten. Die Rückrunde hat in Deutschland gerade erst begonnen, in Österreich steht der Start gar noch aus. Erst im Frühsommer sollten die Mannschaften ihr wahres Leistungsvermögen erreichen. Bis dahin bleibt allen Beteiligten noch jede Menge Arbeit.


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